Das Verbundprojekt "Bürgerlicher Aufstieg im Spiegel der Objektkultur im 18. Jahrhundert" ist an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Hochschule Fresenius Berlin/AMD Fachbereich Design, dem Deutschen Textilmuseum Krefeld, dem Museum Burg Linn und dem Hetjens – Deutschen Keramikmuseum angesiedelt. Es widmet sich der bisher wenig erforschten Kunst und materiellen Kultur von sozialen Aufsteigern, sogenannten Parvenüs, als Instrument der Identitätsstiftung und Selbstvergewisserung. Objekte und Kunstwerke, die Parvenüs am Niederrhein, in Hamburg und Kopenhagen erwarben oder in Auftrag gaben, werden aus kunsthistorischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive erforscht.
Dazu gehören Bau- und Umbautätigkeiten, Raumausstattungen und Bildnisse, Garten- und Textilkunst. Gefragt wird danach, welche Bedeutung den Objekten im sozialen Aufstieg zugeschrieben wurde und welchen Auswahlkriterien sie und die beauftragten Künstler vor dem Hintergrund von Geschmacksbildungsdiskursen innerhalb der gebildeten Stände unterlagen. Im Fokus stehen dabei konkrete Aufsteigerpersönlichkeiten und -familien, von deren künstlerischem Engagement Textquellen und materielle Hinterlassenschaften in den Sammlungen der Verbundpartner zeugen. Ziel des Verbundvorhabens ist die Genese eines Deutungsschemas, das gesellschaftliche Prozesse auch anderer Epochen anhand eines spezifischen Gebrauchs von Objekten zeigen kann.
Dieser Gebrauch und der Wert der Objekte wurden durch Mechanismen der Geschmacksbildung in Aufsteigergesellschaften erheblich beeinflusst und verändert ein Bedeutungswandel, der nicht zuletzt im heutigen ästhetischen Kapitalismus gipfelt. In den fünf Teilprojekten werden die Etablierungsstrategien von Parvenüs im Norden Europas (Teilprojekt 1), der Aufstieg von Seidenverlegern am Niederrhein (Teilprojekt 2), die Entwicklung europäischer Seidengewebe (Teilprojekt 4) sowie die schriftliche Überlieferung solcher und weiterer Textilien (Teilprojekt 5) untersucht. Die Analyse der bildlichen Überlieferung von Aufsteigern und ihren Objekten bildet eine Klammer um alle Forschungsvorhaben (Teilprojekt 3).